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Werk / Material – Einführung

Nur schon hinsichtlich der Dimension bewegten sich Josef Nauers künstlerisch-handwerklichen Objekte innerhalb eines breiten Spektrums: vom kleinen Taler über eine Gedenktafel bis hin zum monumentalen Kreuz. Vielfalt auch hinsichtlich der Materialverwendung: er arbeitete mit Holz, Stein, Gips, Bronze, Messing usw. Er hinterliess eine grosse Anzahl von Entwürfen und Studien als Zeichnungen. Doch Malereien fehlen in seinem Repertoire. Und im Gegensatz zu seiner Frau Angelika Nauer-Ledergerber ->, die den Schritt hin zu abstrakten Gestaltungen [1] schaffte, finden sich im Werk Josef Nauers keine entsprechenden Zeugnisse.


Eine Ahnung vom beträchtlichen Umfang seines Werkes vermittelt das Verzeichnis «Öffentliche Arbeiten» ->. Diese Auflistung umfasst 40 Positionen und zeichnet die bekanntesten und künstlerisch anspruchsvollsten Arbeiten auf. Das Ausmass der Herstellung von Grabzeichen – Josef Nauers «Brotarbeit – ist nicht bekannt und liesse sich auch nicht im Nachhinein mangels Belege rekonstruieren.


Skulpturen -> Josef Nauers Frühwerk zuzurechnen ist sowohl eine Bruder-Klaus-Statue als auch eine Antonius-Skulptur. Zum Bereich «Skulpturen» -> gehören ebenso die Kreuzigungsfiguren. Josef Nauer war Erschaffer etlicher Kruzifixe [2]. Unter dieselbe Kategorie fallen auch die ganz wenigen plastischen Tierdarstellungen (etwa Rohrdommeln).


Grabmale -> Grabzeichen von Josef Nauer standen und stehen zum Teil heute noch auf Friedhöfen in den Kantonen Schwyz, Zug, Luzern, Glarus und Zürich. Die schlichteste Variante ist das Grabbrett. Die zahlreichste Form ist der stehende Grabstein. Die liegende Grabplatte ist viel weniger häufig vertreten. Das schmiedeeiserne Grabzeichen mit eingepasster Bronze-Skulptur verkörpert einen auffälligen Grabmal-Typus, der sich in jedem Friedhof von allen andern Grabzeichen unterscheidet. Eine einmalige, aussergewöhnliche Lösung stellen die Kreuz-Reihengräber im Friedhof Hohenrain LU dar. An der West- und Südmauer befinden sich die Familiengräber, insgesamt etwa 30, sie sind alle durch ein einzelnes und spezielles Eisenkreuz gekennzeichnet.


Friedhofskreuze -> Ein über 4 Meter hohes Werk im Friedhof Lachen SZ war wahrscheinlich Josef Nauers erster grösserer Auftrag. [3] Charakteristisch ist die Art der Kreuzigung: der Rücken des Opfers hebt sich vom senkrechten Balken ab. Dieser Typus gelangte beim Friedhofkreuz Freienbach SZ zur vollen Ausprägung: der Gekreuzigte neigt sich nach vorne, scheint sich aufrichten zu wollen und weist dergestalt voraus auf die Auferstehung. Völlig anders gestaltet ist das schlichte, in Form eines griechischen Kreuzes [4] gehaltene Werk im Waldfriedhof Hünenberg ZG. Die Senkrechte ist dreiteilig und kann als Hinweis auf die Dreifaltigkeit [5] verstanden werden.


Hochreliefs -> Ein Relief ist eine künstlerische Darstellungsform, die sich plastisch vom Hintergrund abhebt. Zum Beispiel das Hochrelief aus Sandstein in der Kirche Stäfa ZH, eine Illustration in Stein des biblischen Gleichnisses der Opferung Abels, Abrahams und Melchisedeks. [6] Symbolträchtige Hochreliefs bilden die vier Seiten eines sakralen Gehäuses, des Tabernakels [7] -> im Kloster Disentis – ein Hauptwerk von Josef Nauer.


Brunnen -> Im Werk von Josef Nauer sind neun Brunnen verzeichnet. Ein Brunnen war 1959 an der Gartenbau-Ausstellung Zürich zu sehen und wurde von der Stadt für den Friedhof Nordheim angekauft, wo er heute noch steht. Ein unauffälliger Brunnen steht in Lachen SZ unweit der Kirche mit einem Wasserspeier in Froschform (gemäss einer Fabel von Lafontaine).

Porträt -> Josef Nauer verfertigte viele Porträts in Gips, Ton oder Bronze. Vorzugsweise bildete er Verwandte und Bekannte ab. Bei gewissen Skulpturen – zum Beispiel Bruder-Klaus-Statue – porträtierte er eine ihm vertraute Personen zu Studienzwecken.


Taler -> Drei Taler hat Josef Nauer geschaffen, einen für Wollerau SZ und einen für Pfäffikon SZ. Der dritte Taler ist jener zum Jubiläum «650 Jahre Schlacht Morgarten 1315-1965» im Jahr 1965. Die Prägeform des Morgartentalers befindet sich im Staatsarchiv Schwyz.


Denkmäler und Gedenktafeln – Zu nennen ist die Gedenktafel Gottfried Keller in Zürich. [8] Das Wehrmännerdenkmal -> bei der Kirche Lachen SZ, entstand in der Erinnerung an die im Aktivdienst verstorbenen Soldaten und an die schwierigen Jahre des Ersten Weltkriegs. Das Mahnmal ist auch bekannt als «Totentanz», wurde am 13. November 1955 eingeweiht und ist mit einer Inschrift am Sockel versehen. Bei deren Gravur konnte sich Josef Nauer als bewanderter Schriftkünstler beweisen. 

[1] Abstrakte Kunst (Darstellungen losgelöst von Natur und realen Gegenständen) ist eine Sammelbezeichnung für nach 1900 in Erscheinung tretende Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts (Hauptvertreter: Kandinsky, Mondrian, Malewitsch)
[2] Lat. cruci fixusfixus, dt. ans Kreuz geheftet, Darstellung des ans Kreuz genagelten Jesus in meist plastischer Wiedergabe. Das Kreuz ist Sinnbild für das Opfer Jesu Christi, das dieser nach christlichem Glauben zur Erlösung der Menschheit gebracht hat.
[3] Inmitten der Kriegsjahre erhielt Josef Nauer vom Gemeinderat Lachen SZ die Mitteilung: «Bezüglich der Beschaffung von Altmaterial für den Guss diene Ihnen zur Kenntnis, dass wir demnächst einen Aufruf an die Bevölkerung ergehen lassen und eine Sammlung veranstalten werden.» – Brief vom 15. Dezember 1943 – Quellen-material von Petra Keller, Gemeindeschreiberin Lachen SZ, zur Verfügung gestellt [4] Es ist, im Gegensatz zum lateinischen Kreuz, aus vier gleich langen Kreuzarmen gebildet.

[5] Christen glauben, dass Gott zugleich Vater, Sohn und Heiliger Geist ist. Diese Vorstellung nennen sie Dreieinig-keit, Dreifaltigkeit oder Trinität.
(6] Der Canon Missae enthält neben anderen Bitten um Annahme des Opfers: «Schaue huldvoll darauf nieder mit gnädigem und mildem Angesichte, und nimm es wohlgefällig an, wie Du einst mit Wohlgefallen aufgenommen hast die Gaben Abels, Deines gerechten Dieners, das Opfer unseres Patriarchen Abraham, das heilige Opfer und die makellose Gabe, die Dein Hohepriester Melchisedek Dir dargebracht hat.»

[7] Lat. tabernaculum, dt. Hütte, Zelt. Im Tabernakel werden in römisch-katholischen und in altkatholischen Kirchen die geweihten Hostien aufbewahrt, oder – wie die Gläubigen sagen: das Allerheiligste, denn diese Gabe ist den Frommen sehr kostbar.

[8] Keine Belege vorhanden

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