Aus meinen Erinnerungen
Geboren 1906 an der Stalden in Feusisberg, aufgewachsen in der Eulen Freienbach habe ich bis zu meinem 18. Lebensjahr im Bauernheimen meines Vaters mitgehholfen.
Erlebnishinweis: Als Zehnjähriger sah ich bei einem Cousin seine Zeichnungen später bei einem Maler einen Farbabdruck "Bildhauer, eine Madonna schnitzend". Beide Male hat mich die Begegnung freudig tief getroffen. Dem wollte ich nachgehen, mein Leben lang!
Pater Albert Kuhn riet mir denn Besuch einer Kunstgewerbeschule, ich wollte Holz schnitzen. In Stäfa fand ich eine Lehrstelle in einer Werkstätte für Bau- und Möbelornamente. Nach der Lehrzeit, 1928, fehlten den Schnitzerwerkstätten die Aufträge. Zur Frage, zurück zum Bauernstand oder berufliche Weiterbildung, entschied ich mich für den Besuch der Holzsschnitzer-Schule Warmbrunn in Schlesien.
Hier, in der Schule für angewandte Kunst, konnte ich begehrlich in die Aufgaben, Entwurf, Modell, materialgerechte Ausführung eingehen.
Nach Warmbrunn, 1932, die Krisenjahre gaben Zeit für Studienreisen, fuhr ich per Velo über Ostdeutschland, Bayern, nach Aufenthalten in Dresden, Nürnberg, München ins Allgäu, immer den Museen, alten und neuen, aber auch den Kirchen und Friedhöfen zugewandt, heim an den Zürichsee.
Der Besuch der Basler Kunstgewerbeschule, 1933, bedeutete eine Fortsetzung des Warmbrunner-Unterrichts im Aktmodellieren. Wegen des fehlenden Arbeitsangebotes, 1934, unternahmen ein Kollege und ich eine gemeinsame Studienreise. Wir paddelten auf dem Rhein bis Strassburg, fuhren nach Unfall bei Hochwasser mit dem Velo durchs Rheinland in die Niederlande, schifften uns in Ostende ein und erreichten London. Die Kunstwerke in der Öffentlichkeit und in den Museen bewundernd, reisten wir nach Südwales - in den Zivildienst! Wieder zu Hause, 1935-36, war nebst spärlichen Auftragsarbeiten das Erlernen des Steinhauens mein Hauptanliegen.
1937-39 in Malans begann mein Suchen in der Aufgabe "Friedhofreform, Neugestaltung der Grabmale". Es war Brotarbeit, aber zugleich ein Experiment, das mich begeisterte.
In Freienbach, 1940-45, entstanden, unterbrochen von Aktivdienstzeiten, die ersten kirchlichen Arbeiten. Mein Vater stand mir Modell für die Bruder-Klaus-Statue, seine Hände sind nachgebildet.
1946-50 förderte mich Herr Pfarrer Dr. E. Wyrsch nicht nur durch Aufträge, sondern auch durch Gespräche über kirchliche und volkstümliche Kunst. Unser gemeinsames Interesse galt der Übereinstimmung von Form und Inhalt als Aussage der Zeit.
1950 wurde meines Vaters Gädeli auf freier Wiese in der Reblandschaft der Leutschen mein Werkraum und wird es bleiben.
Quelle: Der Bildhauer Josef Nauer, Schwyzer Hefte 38, 1986, S. 38