Stimmen zu Josef Nauer
«Onkel Sefi» war mein Götti. Zu ihm und zu seiner Frau Angelika hatte ich eine schöne Beziehung. Ich durfte oftmals als Kind in ihrem Atelier, im «Gädeli» etwas werkeln. Er gab mir z.B. einen Klumpen Ton, aus dem ich allerlei zu formen wusste oder von Tante Angelika erhielt ich Wachskreiden und grosse Papiere und malte und zeichnete mit grossem Eifer. Über diese frühe Prägung, das freie Gestalten mit verschiedenen Werkstoffen im Kindesalter besuchte ich 1967-72 an der Kunstgewerbeschule Basel die Ausbildung zum Zeichenlehrer.
Folgendes zur Bruder Klaus-Statue in der Kapelle Bäch. In der Kriegszeit war es ein grosses Ereignis für ihn, die lebensgrosse Statue des Bruder Klaus schnitzen zu dürfen. Meine Mutter konnte sich gut erinnern, als Sefi um 1945 einen ansehnlichen Baumstamm auf einem Ochsengespann zu uns karren liess. Verschmitzt wusste sie den Spruch des Fuhrmanns auf die Frage , was denn daraus werden soll, zum Besten zu geben:«das gid ja en uu Cheib vomene Heilige». Der Baumstamm wurde von aussen durchs Fenster in ein Zimmer im zweiten Stock des Hauses gehoben. Dann schnitzte er monatelang daraus den Bruder Klaus. Zuvor hatte er aus Gips ein Modell hergestellt, den Kopf nach dem Vorbild eines alten hageren Bauern von Wylen und den Körper nach Modellstudien meines Grossvaters. Darüber soll er einem schweren Leinenstoff gelegt haben um den Faltenwurf des Einsiedlergewandes zu studieren.
Eine lebhafte Erinnerung an seine Arbeit habe ich, als er wochenlang mit einem Punktiergerät nach einem Gipsmodell des Hl. Georg mit dem Drachen (Kirche Mosnang) einen Stein bearbeitete.
1961 trat ich in das Lehrerseminar in Rickenbach, das neu gebaut wurde, ein. Mein Onkel konnte die Kruzifixe für alle Schulzimmer liefern. Ich konnte ihm damals zuschauen, wie er die Gipskreuze in Silikon-Negative eingegossen, wieder herausgelöst, gesäubert, eingefärbt und sorgfältig zu Ende gestaltet hat. 1975 wurde er wieder vom Kanton beauftragt, die Kruzifixe für die neue Kantonsschule Pfäffikon zu gestalten. Er gestaltete sie aus Holz und konnte die neuen Werkräume und die Einrichtungen in unserem Schulhaus benützen. Ich war da Zeichen- und Werklehrer. Mehrmals besuchte ich mit einer Klasse meinen Onkel im «Gädeli». Wir erhielten einen Einblick in sein gründliches Entwerfen und vielseitiges Gestalten und hatten gute Gespräche.
1972 durfte ich mit Stolz dabei sein, als ihm der Kulturpreis des Kantons überreicht wurde.
Ein Jahr vor seinem Tod war ich fast täglich während meiner Herbstferien mit ihm, meinem Auto und meiner Kamera in der ganzen Deutschschweiz unterwegs und fotografierte viele seiner Werke in Kirchen, auf Friedhöfen und in Schulen. Die Fotos waren gedacht für das Schwyzerheft „Der Bildhauer Josef Nauer“ und für eine geplante Ausstellung 1986. Die Ausstellung wurde zwei Jahre nach seinem Tod, 1989 im Schlossturm Pfäffikon «nachgeholt». Ich durfte sie zusammen mit seiner Frau Angelika mitgestalten.
1994 bot mir Onkel Sefis Frau Angelika das «Gädeli» als Atelier an. Ich konnte es nun selber für meine getalterischen Arbeiten benutzen. Ich war da sehr oft und sehr gerne, musste es aber 2010 an die Enkelkinder übergeben.
Alois Nauer
Josef Nauer war sein Pate
Persönliche Erinnerungen an Bildhauer Josef Nauer und seine Familie
Ein unscheinbarer Nachbar, der über Jahrzehnte mit seinem alten, klapprigen Damenvelo daher kam, mit dem Kopf kurz nickte und manchmal für einen kurzen Austausch stehen blieb, das war Josef Nauer. Er war in unserm Dorf nicht allzu bekannt, blieb jedoch bis über die Landesgrenzen hinaus ein geachteter Bildhauer und Landschaftsgestalter.
Josef Nauers Gattin Angelika, geb. Ledergerber, stammte wie meine Verwandten aus Gossau SG. Begegneten wir uns im Oechsliquartier, wo die Nauers wohnten, ergab sich oftmals ein Gespräch über unsere Familien und über «Gott und die Welt».
Josef Nauer lebte in seiner eigenen Welt der gestalterischen Künste. Schien es ihm, er hätte gerade etwas zu berichten, bemerken oder erklären, stieg er unangekündigt von seinem Velo und begann seine Gedanken fliessen zu lassen. Seine Meinungen waren gefestigt. Andere Sichtweisen nahm er zur Kenntnis. Und dann, plötzlich, mitten in einem Satz, stieg er wieder auf sein Velo und radelte davon. Er war wohl gedanklich schon wieder andernorts.
Mit zunehmendem Alter weilte Josef Nauer immer mehr in seinem Künstleratelier, im Gädeli beim Chrummen in Freienbach. Mit einem Holzofen eingerichtet, liess er sich in seinem Schaffen auch an kalten Wintertagen kaum abhalten.
Angelika Nauer-Ledergerber war die Gesprächigere. Selbst gestalterische Künstlerin, arbeitete sie auch im Architekturgeschäft eines Freundes, der der Familie Nauer ein Daheim im Oechsli, Freienbach ermöglichte und sie auch in weiteren Belangen unterstützte. Angelika Nauer erzählte mir von ihrer familiären Situation, wo durch die immatriellen Präferenzen ihres Ehemannes oftmals finanzielle Engpässe entstanden. Bald zeigten die Töchter Ruth und Angelika eigene Vorlieben. Sie waren gute Schülerinnen und wollten ein Studium absolvieren. Für die Mutter zweier Töchter war es nicht immer einfach, gegenüber dem ausgeprägten Charakter ihres Ehemannes Verständnis aufzubringen.
Josef Nauer amtete während langer Zeit als Fachberater in der Freienbacher Friedhofkommission. Unter seiner Führung wurde ein neues Reglement geschaffen. Dieses sollte eine harmonische Gestaltung der Grabmale und des Friedhofs insgesamt anstreben. Im Zürcher Friedhof Sihlfeld konnte Josef Nauer ein Mustergrabfeld gestalten. Manchen Friedhöfen, die einer Erneuerung bedurften, drückte Josef Nauer sein gestalterischer Stempel auf. In alten Grabmalgesuchen ist ersichtlich, wie einige Bildhauer, deren Prioritäten der Eigenart des anerkannten Gestalters nicht entsprachen, dem Reglement auszuweichen versuchten. Bei Problemen führte Josef Nauer gerne ein Gespräch. Er erklärte seine fachlichen Überlegungen und Qualtätsansprüche und machte unentgeltlich Vorschläge zu einer besseren Gestaltung. Als ich die Friedhofverwaltung übernahm, erstaunten mich Aussagen von Grabmalgesuchstellern, wenn sie mir von ihrer Freundschaft mit Josef Nauer berichteten. Auf meine Nachfrage hin, erwähnten Angelika und ihr Schwager Martin unabhängig voneinander, dass dies jene Personen seien, die Josef Nauer damals schwarze Schafe nannte.
Für Josef Nauers Werke wurde anlässlich seines 80. Geburtstags eine Ausstellung geplant. Das Vorhaben mochte ihn nicht auf Anhieb begeistern, denn er sah sich nicht gerne im Mittelpunkt. Jahrzehntelang gestaltete er Schriftzeichen, Texte, rang um Formen seiner Skulpturen, die seinen hohen Ansprüchen entsprachen. Er suchte stets eine ästhetisch verbindliche Ausstrahlung. Ihm lagen seine Arbeiten am Herzen, nicht die Wichtigkeit seiner Person. Leider wurde die Ausstellung infolge seines unerwarteten Todes nicht mehr realisiert.
Nauers Schaffenskraft erhielt nicht allerorten Zustimmung. In kirchlichen Kreisen gab es unterschiedliche Haltungen. Während ihm der Galgener Pfarrer Eduard Wyrsch während Jahrzehnten ein persönlicher Freund war, blies ihm in jungen Jahren bereits ein rauher Wind entgegen. Er hatte in den dreissiger Jahren für eine verstorbene Tante ein Relief in Stein gehauen. Dieses zeigte in der Form des Kreuzes einen aufrecht stehenden Christus mit ausgestreckten Armen. Als der Grabstein versetzt war, verlangte der Ortspfarrer, dass dieser unverzüglich entfernt werden müsse, denn eine solche Darstellung entspreche nicht dem kirchlichen Verständnis von Leiden und Tod. So holte der gerügte Mann den Stein vom Friedhof und schliff die Daten wieder ab. Er hoffte diesen Stein bald andernorts verwenden zu können. Neben der Leiter, die zum Atelier im Gädeli führte, erhielt der Stein einen «provisorischen» Platz. Fünfzig Jahre später war er so tief im Erdreich versunken, dass das Bild des siegreichen Christus nur noch oberhalb der Knie sichtbar war.
Grabmale, die Josef Nauer geschaffen hatte und die nach Ablauf der Grabesruhe keine Verwendung mehr fanden, holte er mit Hilfe seines jüngsten Bruders Martin, der zeitlebens sein Chauffeur blieb, auf Friedhöfen ab. Die Brüder stapelten die Holz- und Metallarbeiten im Keller des Ateliers. Die Steine wurden sorgfältig mit Eichenzwischenlatten auf der Nordseite des Gädelis gelagert. Wollte jemand einem Verstorbenen kein Grabmal setzen, konnte Josef Nauer dies nicht begreifen. Als Beispiel sei erwähnt, dass er einem Bewohner des Armenhauses Pfäffikon, posthum ein schlichtes, geschmiedetes Kreuz spendete. Auch dieses verblieb später im Gädeli und wartete wohl auf seine eigene «Auferstehung».
Als Angelika Nauer an der Gestaltung für das namenlose Gemeinschaftsgrab arbeitete, fragte sie, ob ich eine Idee hätte, was mit den alten Grabmälern beim Gädeli gemacht werden könnte. Ich war motiviert, mich für einen Ehrenplatz für Josef Nauers Werke einzusetzen. Die Friedhofkommission und der Kirchgemeinderat unterstützten meine Idee. Angelika Nauer zeigte sich sehr erfreut und dankbar. Bald ging es ans Anpacken. Martin Nauer und ich entfernten das über Jahrzehnte gewachsene Dickicht von Brombeerstauden über den Grabsteinen. Ans Licht gekommen, zeigten sich Verfärbungen von den Eichenlatten. Angelika Nauer warnte davor, das Material mit chemischen Mitteln zu behandeln. «Wasser, Würzlibürschte, Wind und Wetter» hiess ihre Devise. Die Steine durften bei der Gebr. Kuster AG, Bäch, auf Paletten im Freien zwischengelagert werden. Die Verfärbungen entschwanden mit der Zeit, so wie es Angelika Nauer geahnt hatte.
An Allerheiligen 1996 konnte der Ehrenplatz im Gedenken an Josef Nauers Lebenswerk eingeweiht werden. Bald meldeten sich weitere Leute, teils von weit her, die ihr altes Grabmal gerne auf dem neuen Ehrenplatz sehen würden. So ergänzen heute viele, eindrückliche Grabmale, die noch von Josef Nauer und seinem Bruder Martin selber eingelagerten Werke. Auch das erwähnte, geschenkte Eisenkreuz hat dort einen Platz gefunden. Vielleicht bleibt so der Mann vom Armenhaus noch in Erinnerung, mehr als vielleicht einer, der einst Rang und Namen hatte. Dies würde den Gedankengängen des Josef Nauer entsprechen.
Wurden vor Jahrzehnten Josef Nauers kunstvoll gestaltete Werke oft als allzu modern gedeutet, erscheinen sie heute zeitlos eindrücklich. Besuchern der Gedenkstätte öffnen sich beim Verweilen Einblicke in das Werk eines aussergewöhnlichen Künstlers, der es verdient, nicht vergessen zu werden.
Martha Kümin-Jurt
Friedhofpräsidentin 1995-2008
Wie ich auf das Werk von Josef Nauer gestossen bin
Als ich vor 40 Jahren von der Stadt Zürich in diese Gegend wegen einem „Schwyzerhus“ kam, genauer gesagt nach Wollerau an der Grenze zu Richterswil, war diese Gegend noch stark ländlich. Meine Frau Christine Bächlin erwartete unser erster Sohn Paolo. Als selbständiger junger zeitgenössischer Kunstschaffender fühlte ich mich damals wie ein Fremder, sozusagen in einem kulturellen Ödland. Aufgewachsen als reformiertes Stadtkind im Kreis 3, erschien mir dieses ländliche, katholisch geprägte Umfeld fremd, zumal ich mich als Weltenbürger sah, der doch schon einiges von der grossen Welt gesehen hatte. Als Kunststipendiat bekam ich damals ein New-York-Atelier-Stipendium der Stadt Zürich, ein Stipendium der Eidgenossenschaft in Rom, sowie ein Aufenthalt in Berlin.
Die Anfangszeit im Kanton Schwyz gestaltete sich schwer, zumal ich die Auseinandersetzung mit anderen Kunstschaffenden vermisste. In dieser Zeit suchte ich ein Atelier. An der Bahnhofstrasse in Wollerau fand ich eines, dass 20 Jahre lang meine künstlerische Arbeitsstätte wurde. Gleichzeitig eröffnete ich auch einen Kunstraum neben dem Atelier. Er bestand aus einer Doppelgarage und diente als Treffpunkt für Kunstschaffenden & Kunstinteressierte aus der Region. Diese Galerie belebte die damalige Kunstszene im ganzen Kanton und führte zu zahlreichen Begegnungen und Freundschaften. In diesen Ausstellungen zeigte ich u.a. Arbeiten der Ausserschwyzer Kunstschaffenden, Max Jäger, Werner Bachmann, Gottfried Murbach usw.
1988 durfte ich für die Schweizerische Bankgesellschaft-Filiale in Richterswil die Empfangshalle gestalten, und suchte für diese Kunst-Installationen einen Schlosser zur Realisierung einzelner Stahl-Objekt. Auf Empfehlung fand ich schliesslich die Schlosserei Nauer in Freienbach, die von Peter Nauer geführt wurde. Die Werkstatt befand sich damals in einem rohen Betongebäude das im Erdgeschoss die Schlosserei und im Obergeschoss, aus einer Wohneinheit bestand. Geplant von Architekten Peter Schäfer aus Wilen, wirkte dieses Gebäude wie ein Kontrastpunkt zur ländlichen Umgebung.
Während den fordernden Stahlarbeiten mit Peter Nauer fielen manchmal auch gehässige Worte in der Hitze des Materialgefechts. “ Cheibeblöd…, du kommst mir vor wie mein Onkel, der verlangt auch immer Unmögliches…“ Gemeint war sein Onkel Josef Nauer, wie es sich herausstellte.In der Werkstatt hingen und standen auch geschmiedete Kreuzformen, die durch Ihre unüblichen Formensprachen auffielen. Auf Nachfrage erklärte mir Peter, dass bei der Herstellung der Eisenkreuze und sonstigen Stahl-Objekten seines Onkels, schweissen verboten waren. Das war sehr aussergewöhnlich, da Stahlverbindungen üblicherweise verschweisst wurden. Auf Nachfrage erfuhr ich später, dass Josef Nauer ein sakraler Bildhauer war und unweit der Schlosserei in einer umgebauten Scheune, namens „Gädeli“ sein Atelier hatte.
Leider habe ich ihn nie persönlich kennengelernt, da er 1987 verstarb, seine Werke aber schon. Einer der nächsten Werkbegegnung fand im Atelier der Kunstgiesserei von Max und Karl Jäger in Pfäffikon 1995 statt. Damals gossen die zwei Brüder eine grosse Bronzefigur, die ich für die psychiatrische Klinik in Kilchberg bei Zürich, entworfen hatte. In Ihrer Werkstatt hingen diverse Modelle um gegossen zu werden, darunter auch solche von Josef Nauer. Seine Formensprache erkannte ich sofort.
In den nachfolgenden Jahren verlegte ich meinen Wohnsitz nach Wilen. Meine Familie erhielt in der Zwischenzeit durch den zweiten Sohn David Zuwachs. Mein kulturelles Engagement im Kanton Schwyz nahm gleichzeitig zu.
Unter anderem verhalf ich, den ersten kantonalen Kunstraum in Zusammenarbeit mit dem Architekten und Kunstförderer Josef Kälin, dem kantonalen Kunstkommissionsmitglied Dr. Markus Rieck, auf dem Katzenstrick ob Einsiedeln, ins Leben zu rufen. Eine der Kunstausstellungen galt den Werken von Angelika Nauer, der Frau von Josef Nauer. Als Lebensgefährtin, Mutter und Künstlerin stand ihr Werk lange Zeit im Schatten Ihres Mannes. Im Zuge dessen entdeckte ich weitere Aspekte des sakralen Meisters “Sefi“, seine Lebensumstände und seine künstlerische Auffassung.
Sein ganzes Leben widmete sich Josef Nauer den Toten. Verankert im katholischen Glauben setzte er sich mit der Gestaltung von Grabstätten auseinander und gestaltete so aus Friedhöfen ein Kulturgut. In seiner künstlerischen Entwicklung ist besonders die Darstellung des „Gekreuzigten“ hervorzuheben. Hier verwandelte sich die Gestalt des „Leidenden“ in der Werkentwicklung zu dem „Empfangenden“, indem er sich vom Kreuz mit empfangenden Armen zu lösen scheint. Revolutionär ist auch seine moderne Auffassung der Reihengrabgestaltung. Dabei entwarf er unterschiedlichste universelle Kreuzsymbole, die er in einer Grabreihe anordnete. Der einzelne Verstorbene findet dabei unter einem solchen Zeichensymbol eine individuelle Ruhestätte, die aber auch gleichzeitig
auf die grosse Familie der Verstorben verweist.
Als ich 2022 Einsitz in die Kulturkommission Freienbach nahm, setzte ich mich für eine Würdigung dieser aussergewöhnlichen Künstler-Persönlichkeit ein, denn er war sicherlich einer der „ganz Grossen“ die aus der Gemeinde Freienbach stammten. Ich organisierte im Auftrag der Kunstkommission eine öffentliche Einführung und Führung zu seinen Werken auf dem Friedhof der katholischen Kirche Freienbach, wo sich auch eine Gedenkstätte mit zahlreichen Grabmalwerken befindet. Im Zuge dessen wurde mir auch das Mandat erteilt, ein digitales Josef Nauer-Werkarchiv zu erarbeiten. Seit 2023 befassen sich der Historiker Dr. Stefan Paradowski und ich mit den umfangreichen Recherchearbeiten und deren Homepage-Umsetzung. Dies in der Hoffnung, dass dadurch auch eine Würdigung seines Werkes in Buchform erscheinen kann.
Al Meier
Visualartist – Creativ Concepter, Mitglied der Kulturkommission Freienbach SZ, Initiant Josef-Nauer-Archiv
Friedhof und Grabmal
Josef Nauer befasste sich grundlegend mit dem Thema «Friedhof und Grabmal». Es war ihm ein Anliegen, Inspiration und Leitlinien zu geben für Grabmal-Schaffende. Er schuf eine Grabmalmappe mit über 50 Blättern, die vom Verband Schweizer Bildhauer- und Steinmetz-meister VSBS herausgegeben wurde. Darin enthalten waren Ideen für Reihen- und Familiengrabmale (Erd- und Urnengrabstätten).
Josef Nauer wollte das Stereotype aufbrechen, einerseits an Traditionen anknüpfen mit Grabzeichen aus Holz, Stein und Eisen und anderseits seine elementaren Erfahrungen aus seinem Studium im deutschen Warmbrunn (heute polnisch) einfliessen lassen. Das Resultat seiner Bestrebungen ist umfassend und einmalig: - Skizzen von Grabfeldern, Grabmalgrundformen, schematische Zeichnungen - Ideen für Texte und Symbole, die er mit einem Pater (Daniel Schönbächler, Kloster Disentis) besprach - Bildkompositionen mit religiösen/biblischen Inhalten, von Leben und Tod handelnd - Christliche und universale Symbole zeugen von einem tiefen Glauben.
Konsequent war dann die gestalterische Umsetzung in den verschiedenen Materialien:
Metall: Eisen geschmiedet in Verbindung mit Bronze, dies in Zusammenarbeit mit boden-ständigen Handwerkern (Schmiedemeister Hans Mehr, Hohenrain LU, Bronzegiesserei Gebrüder Karl und Max Jäger, Pfäffikon SZ)
Holz: Aus der Tradition von Kreuz und Brett/Stele (mit der ersten Berufsausbildung lernte Josef Nauer das Ornamentenschnitzen)
Stein: Führte dazu, dass wir mit der Gewerbeschule St. Gallen nach dem Tod von Josef Nauer regelmässig Besuche mit Steinbildhauer- und Steinmetzlehrlingen organisierten, wo wir seine Werke auf dem von ihm geprägten Friedhof Freienbach SZ besichtigten, wo schon von Weitem sein Hochkreuz aus Holz (gekrönt durch ein zweiseitiges Bronzerelief) sichtbar war und wo die Lernenden Aufgaben zum Thema «Friedhof und Grabmal» gestellt bekamen.
Daher konnten wir auch noch das «Gädeli» (Atelier) besuchen, das vom Geiste von Josef Nauer und seiner Frau Angelika (geb. Ledergerber) beseelt war.
Werner Naef
1980-2003 Lehrauftrag an der Schule für Gestaltung in St. Gallen für Steinbildhauer- und Steinmetzlehrlinge im Fach Zwei- und Dreidimensionales Gestalten